Unbezahlbare Zahlen – Hardware, Software und Managed Services
Woran erkennt man ein erfolgreiches Systemhaus und wo stehe ich mit meinem Betrieb? Habe ich noch ungenutzte Umsatzchancen und ist meine Kostenstruktur marktüblich? Ist meine Technikerproduktivität gut und wo gibt es noch Optimierungspotenziale?
Antworten auf diese Fragen erhalten Sie im Betriebsvergleich der ascon für die IT-Branche. An diesem seit 20 Jahre existierenden Benchmark nehmen fast 150 Systemhäuser kontinuierlich teil und tauschen offen ihre Zahlen und Unterlagen aus. Sie liefern damit einen exzellenten Vergleichsmaßstab für kleine und mittelständische Systemhäuser. In einer mehrteiligen Beitragsreihe, die mit diesem Artikel startet, erhalten Sie exklusive Einblicke in Erkenntnisse, die man daraus gewinnen kann.
Dies ist der zweite, tiefe und exklusive Blick auf die Kennzahlen der „Betriebswirtschaftlichen Arbeitskreise“ (BWA) im vergangenen Jahr. In der letzten Ausgabe haben wir uns mit der Umsatzentwicklung insgesamt beschäftigt. Heute werden wir detailliert auf die Entwicklung einzelner Umsatzbereiche eingehen. Hierbei stehen Fragen im Fokus, wie: „Welchen Anteil am Gesamtumsatz tragen Managed Services mittlerweile wirklich bei? Wie entwickelt sich das Hardwaregeschäft wirklich? Wie wichtig ist das Softwaregeschäft mittlerweile?“
Aus der nebenstehenden Grafik wird deutlich, dass es aktuell kein einheitliches Bild gibt, was die Umsatzentwicklung in den einzelnen Umsatzbereichen angeht. Zunächst ein kurzer Überblick über die Entwicklung der Umsatzbereiche aus dem Monitoring, bevor wir auf jeden Bereich noch individuell und detailliert eingehen. Der Bereich „Hardware“ hat im letzten Herbst besonders stark unter den Lieferengpässen aus Fernost gelitten. Die Software ist – nach einem sehr starken Jahr 2020 (mit +20%) – wiederum deutlich gestiegen. Der Bereich „klassische“ Telekommunikation hat erwartungsgemäß nachgelassen und wird sich immer stärker in die Cloud-Anlagen verlagern. Der Service nach Aufwand war auch im vergangenen Jahr wieder im Plus. Wartungsverträge konnten wiederum eine deutliche Steigerung aufweisen. Hier mischt sich allerdings bereits viel Managed Service-Umsatz mit ein. Hosting/Rechenzentrum und klassische Managed Services sind nach wie vor mehrfach zweistellig im Plus. Managed Print steigt auch, allerdings ist die Entwicklung hier differenziert zu betrachten.
IT-Hardware: Konnten im Jahr 2020 aufgrund der Corona-bedingten Homeoffice-Welle noch deutliche Steigerungen im Bereich der IT-Hardware erzielt werden, so litt dieser Bereich im vergangenen Jahr (vor allem im Herbst) unter starken Lieferengpässen, was zu einem Minus im Gesamt-IT-Hardware-Bereich geführt hat (siehe Grafik 2). Vor allem größere Projekte, die aufgrund der Pandemie aus dem Jahr 2020 in das Jahr 2021 verschoben wurden, konnten aufgrund der Liefersituation in 2021 dann doch nicht ausgerollt werden und liegen weiter auf Eis. Insgesamt ist aber auch eine weitere Verlagerung der Hardware-Umsätze in die public bzw. private Cloud zu verzeichnen, was natürlich auch auf den Hardware-Umsatz drückt. Insofern dürfte auch in den kommenden Jahren nur mit einer sehr schwachen Entwicklung im IT-Hardware-Bereich zu rechnen sein.
Bis einschließlich August ist die Entwicklung umgekehrt proportional zur Entwicklung im ersten Halbjahr 2020 zu betrachten. Ab Oktober ist dann aber sehr deutlich der Einbruch in der IT-Hardware zu erkennen, was – wie gesagt – vor allem auf Lieferengpässe zurückzuführen ist. Leider ist jetzt schon spürbar, dass aufgrund er Ukraine-Krise die Investitionsbereitschaft nach wie vor sehr zurückhaltend ist, und durch die Lieferengpässe noch verstärkt wird, so dass sich dieser Trend noch eine ganze Weile fortsetzen wird.
Software: Im Bereich der (kommerziellen, nicht selbst entwickelten) Software konnten wir über viele Jahre hinweg einen sehr positiven Trend verzeichnen. In der Endphase der Wirtschaftskrise war dann auch ein Einbruch im Bereich der Software zu verzeichnen (2011 – 2013). Die Abkündigung des Supports für XP und Server 2003 hat den Softwaremarkt im Jahr 2014 und 2015 wieder deutlich ansteigen lassen. Im Jahr 2016 konnte dieser Trend nicht anhalten, obwohl Lizenzaudits deutlich zugenommen haben und oft nachlizensiert werden mussten.
Mit Einführung der Miet-Lizenzmodelle (z.B. O‑365) ist der Umsatz wieder deutlich angestiegen. Nachdem nun alle Rechner laufend durchlizensiert werden müssen, ist der Umsatz trotz fehlendem einmal-Umsatz beim klassischen Lizenzverkauf deutlich gestiegen. In 2019 ist das Wachstum mit 2,1% noch sehr moderat ausgefallen.
Der durch die Digitalisierungswelle gestiegene Bedarf an Software im Corona-Jahr 2020 führte wiederum zu einem Umsatzzuwachs von 20,3%. Im vergangenen Jahr hat sich der Anstieg auf rund 7,5% verlangsamt, aber auf sehr hohem Niveau. Ohne externe Impulse dürfte dies auch in etwa der Trend für die kommenden Jahre sein. Der monatliche Umsatzverlauf im Bereich Software verlief bis Ende September relativ analog zum Hardware-Bereich. Allerdings konnte der Software-Markt im Oktober und November – im Gegensatz zum Hardware-Markt – noch einmal deutlich zulegen. Ein überraschend schlechter Dezember sorgte dann allerdings dafür, dass die kumulierte Kurve nicht über 10% hinausgehen konnte.
Service nach Aufwand: In diesem Bereich können wir uns seit vielen Jahren über nahezu zweistellige Zuwachsraten freuen. Das zeigt, dass die IT immer stärker Einzug in alle Bereiche unseres Lebens hält und der Einsatz von IT eben nicht so ohne weiteres von jedem selbst bewerkstellig werden kann, sondern es kompetenter IT-Dienstleister bedarf. Und so konnten wir uns auch im abgelaufenen Jahr wieder über eine Steigerung um mehr als 8% freuen.
Bekannterweise sind die beiden Haupttreiber für diesen Bereich das Break-&Fix-Geschäft und die Projekte. Wie bereits oben ausgeführt hat das Projektgeschäft während Corona und aufgrund der aktuellen Lieferschwierigkeiten deutlich gelitten. Da wir trotzdem eine Steigerung im Bereich des Service-nach-Aufwand haben, muss ein großer Teil aus dem B&F‑Bereich kommen.
Allerdings mischt sich derzeit noch ein anderer Aspekt dazu: durch die aktuell schwierige Liefersituation wird der Trend, ins RZ bzw. zu Azure zu gehen, noch verstärkt. Hier fällt zwar keine Hardwaregeschäft, sehr wohl jedoch Dienstleistung nach Aufwand an. Insofern treibt die Verlagerung Richtung RZ durchaus auch den Umsatz der Service nach Aufwand nach oben, ohne Hardware-Umsatz in gleichem Maße zu generieren.
Managed Services: Im Bereich der Managed Services kann man nach wie vor von einer ungebrochen positiven Entwicklung sprechen. So lag das Wachstum des Gesamtbereiches „Managed Services“ (mit allen seinen Facetten) in den vergangenen Jahren jährlich bei über 20%. Besonders stark ist der Bereich der klassischen Managed Services gestiegen, in dem im letzten Jahr 27% mehr Umsatz generiert wurde. Äußerst stark entwickelte sich auch der Bereich Hosting/Rechenzentrum, welcher mit 25% gewachsen ist. Dies dürfte Ausdruck einer „Vorstufe“ (private Cloud) hin zur public Cloud sein. Der Bereich Vermietung ist mit +0,4% nur leicht gestiegen, da sich viele Systemhäuser an das Thema „Vermietung von Hardware“ aufgrund von komplexen Haftungssituationen oder Finanzierungs-problematiken noch nicht heranwagen, dürfte aber dennoch ein anhaltender Trend sein. Der Bereich der Managed Print Services verzeichnet „offiziell“ ein Plus von 4,9%, was allerdings differenziert zu betrachten ist. Dieser Wert ist aber mit Vorsicht zu genießen, da sich der Markt hier stark polarisiert. Große Player können hier durch Verdrängungswetteberb noch Umsatzzuwächse erzielen, wohingegen der allgemeine Trend natürlich aufgrund er anhaltenden Digitalisierung eher negativ ist.
Lesen Sie diesen Artikel auch in unserer Beitragsreihe in der IT-BUSINESS.